Master of Arts: Civic Design
– betonte Christian Schantl von Wiener Wohnen im Herbst bei der Veranstaltunge „Eine andere Wohnungspolitik ist möglich!“. Dieser Satz, eigentlich nur als Randbemerkung zur Verteilung der Gemeindebauten innerhalb Wiens, trägt jedoch einige Probleme mit der aktuellen Wohnungspolitik in Deutschland zu Tage. Der soziale Wohnungsbau, wie er aktuell praktiziert wird, ist gescheitert. Immer mehr Menschen, die auf leistbaren Wohnraum angewiesen sind, müssen einen immer größeren Anteil ihres Einkommens für Miete aufwenden. Während die Mieten im privaten Mietmarkt explodieren, fällt ein immer größer werdender Teil aus dem Bestand sozial gebundener Wohnungen. Was nun von Nöten ist, ist ein radikales Umdenken in der Art und Weise, wie wir Wohnbau planen und organisieren. Als oft genanntes Vorbild wird gerne das System Wiener Gemeindebauten zu Rate gezogen. Der durch das Rote Wien generierte Bestand wird dort weiterhin durch die Stadt zum Wohl ihrer Bürger*innen verwaltet. Zudem ist dieses System mit preisgünstigem Wohnraum nicht nur als Unterstützung für die Ärmsten gedacht, sondern als Gut an die Menschen. Gerade durch eine Vielzahl von symbolträchtigen Projekten ist der gemeinwohlorientierte Gedanke im Stadtbild präsent und Wien für seine Wohnpolitik bekannt. In Deutschland hat die Vergangenheit gezeigt, dass kein Verlass auf die öffentliche Hand ist, wenn es um Sachen des Gemeinwohls geht, da die Verwaltungsform des Gemeinwohlorientierten sogar abgeschafft wurde. Daher schlägt dieser Entwurf eine andere Art der Verwaltung vor. Das Konzept CLT gibt es schon seit dem letzten Jahrhundert, jedoch ist lediglich in Berlin mit der Stadtbodenstiftung ein Beispiel in Deutschland anzutreffen. Ein community land trust verwaltet Boden renditebefreit und mit der Beteiligung der auf dem Gebiet lebenden Menschen, den Nachbar*innen und Expert*innen. Gekoppelt mit Genossenschaftlich verwalteten Wohngebäuden ist ein gemeinwohlorientierter Gemeindebau möglich. Getragen von einem solchen CLT, ist das Ziel, den ersten Gemeindebau Düsseldorfs zu entwerfen. Um den notwendigen symbolträchtigen Umschwung zu zeigen, der für ein solches Projelt notwendig wäre, gibt es nur einen Standort. Ein stadtpolitisch relevanter Ort im Zentrum Düsseldorfs – kurz die Königsallee.
Im Januar 2023 gab die Stadt bekannt, dass die Centrum-Gruppe einen gesamten Block auf der Kö aufgekauft hat und mithilfe des Star-Architeken Santiago Calatrava eine Luxusmall dort plant. Im Juli des selben Jahres meldete die Centrum-Gruppe Insolvenz an und liess die Zukunft des Stadtblocks offen. Dieser Entwurf versucht an diesem Punkt anzustzen. Gezeigt wird ein Beispiel für einen aktuellen Gemeindebau, um einen Beitrag dazu zu leisten, in Zukunft beim Wohnbau das Gemeinwohl in den Fokus zu rücken. Der, im Zuge der gängigen Namensgebungskonvention Düsseldorfs „Kö-Palast“ getaufte Bau, öffnet sich im Erdgeschoss in Form eines Boulevards und einer Passage der Stadt und ermöglicht somit eine direkte Einbindung in die Stadtstruktur. Während die Ladengeschäfte auf der Königsalle unverändert bleiben, wird die aktuell bestehende Baulücke als direkter Zugung in den Block genutzt. Durch Freitreppen erreichbare, erhöhte und von den Gebäudekörpern ausgebildete Innenhöfe dienen vor allem dem gemeinschaftlichen Nutzen der dort Wohnenden. Sie sind mit Kitas, Gemeinschaftsräumen, Sporträumen und anderen Nutzen programmiert, die zudem als Pufferzone zum Wohnbau dienen. Die über dieser Grundgeschossstruktur gestapelten Wohnetagen funktionieren über Etagengemeinschaften – Wohneinheiten für ca. 10 Menschen, die für ein gemeinschaftliches Zusammenleben konzipiert sind. Diese Etagengemeinschaften bestehen aus zu den Innenhöfen ausgerichteten Privaträumen mit geteilten Balkonen und großen frei programmierbaren Gemeinschaftsbereichen, die eine Zentralisierung von Sorgearbeit ermöglichen und so in die Gemeinschaft zurückzuholen. Diese Etagengemeinschaften sind über einen Zwischenraum miteinander verbunden, zu welchem diese sich öffnen können. Somit ist ein gemeinschaftliches Zusammenleben auf Augenhöhe in diesen Etagen möglich.